Freispruch für Wulff – kein Wandel im Medien-Image

Rapperswil, 28. Februar 2014. „Christian Wulff ist zum Fall-Beispiel für das falsche Kommunikations-Verständnis von Personen des politischen und wirtschaftlichen Lebens geworden“, kommentiert Roland Schatz, Gründer und CEO von Media Tenor International, den Freispruch des ehemaligen Bundespräsidenten.

Christian Wulff hatte nach seiner Wahl zum Bundespräsidenten kaum Medienberichterstattung ausgelöst. Mit seiner Rede zum 3.Oktober 2010 überraschte er mit einer neuen Position zum Islam als Teil von Deutschland. Damit ohne jegliche Medien-Vorbereitung wie Ziethen aus dem Busch zu kommen, war unprofessionell. Darauf nur noch einmal - auf dem Evangelischen Kirchentag 2011 – zurückzukommen ebenfalls. Seine kritischen Aussagen zur Europäischen Zentralbank im August 2011 waren das letzte, was politisch von ihm zu hören war – und blieb auch eine Eintagsfliege.

Wulff versäumte durchgängig, mit seiner inhaltlichen Arbeit öffentlich Anerkennung für seine Tätigkeit zu finden. Dazu sagt Roland Schatz: „Wer lange vor dem Ausbruch einer Krise nicht das notwendige Vertrauenskapital auf die Bank der Medien einzahlt, der steht dann nackt da, wenn er auf das Vertrauen und die politische Einordnung von Journalisten angewiesen ist und öffentliche Unterstützung von dritter Seite braucht - 3rd Party Endorsement.“

Auf solche Unterstützung konnte Wulff nicht zählen, als die Vorwürfe gegen ihn im Dezember 2011 losgingen. Wulff hatte daher von Anfang an keine Chance, dem Rücktritt zu entgehen. Jetzt, nach seinem Freispruch, kann er aus den gleichen Gründen auf eine wirkliche Wiederherstellung seiner Reputation kaum zählen.

Media Tenor hat für diese Studie alle 1.322 Berichte über Christian Wulff zwischen Januar 2012 und Februar 2014 in 19 deutschen Meinungsführer-Medien ausgewertet. Die durchschnittliche Interkodierer-Reliabilität betrug 89,05 Prozent im 3. Quartal 2013.