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Medien bieten kaum ökonomischen Sachverstand

FAZ veröffentlicht neues Ökonomen-Ranking

Rapperswil, 6. September 2013. Wenn die Deutschen sich ein eigenes Urteil über Steuern, Haushaltsverschuldung oder die Zukunft des Euro bilden sollen, dann bieten ihnen die Meinungsführer-Medien nur in 1-2% der Berichte die fachliche Einschätzung der Experten.

Die Berichterstattung wird von Positionen aus Politik und Verbänden dominiert, so die jüngste Analyse des Medien-Forschungsinstitutes Media Tenor. Um diesen Trend zu verbessern, stellt Media Tenor heute in Zusammenarbeit von Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der Forschungsdatenbank Scopus des Fachverlags Elsevier, der Universität Düsseldorf, der Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften und ECONWATCH ein Ökonomen-Ranking vor, daß den Einfluß von Wirtschaftswissenschaftlern transparent macht.

Lars Feld (Walter Eucken Institut) ist insgesamt der einflussreichste Ökonom Deutschlands: Wenn neben der Forschungsleistung auch die Medienpräsenz und der Einfluss in der Politik berücksichtigt wird, liegt der Freiburger Wirtschaftswissenschaftler vor Christoph Schmidt (Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung), Marcel Fratzscher (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung), Kai Konrad (Max- Planck-Institut für Steuerrecht und öffentliche Finanzen) und Hans-Werner Sinn (Ifo-Institut).

Die Teil-Ergebnisse zur Medien-Wahrnehmung von Experten in den Fragen Arbeitsmarkt, Steuern oder Euro zeigen, daß die Debatte nicht nur im Vorfeld der Bundestagswahlen noch lange nicht das gesamte Argumentations-Spektrum abdeckt, um sachgerechte Entscheidungen treffen zu können. Bei Europa-Politik ist in erster Linie der ifo-Präsident Prof. Sinn in den Medien deutlich sichtbar, bei Inflation dominiert die Sichtweise des Chefökonoms der Commerzbank, bei Einschätzungen zur Entwicklung der Auto-Branche bevorzugen Journalisten in erster Linie die Forschung von Prof. Dudenhöfer.

„Jeder kennt den Witz: zwei Ökonomen, drei Meinungen. Aber das kann doch nicht dazu führen, daß die Wähler bei zentralen Sachfragen maximal 60% der relevanten Aspekte präsentiert bekommen.", kommentiert Roland Schatz, Gründer und Leiter des Forschungsinstitutes Media Tenor die aktuellen Resultate. „Kein Mensch glaubt, daß komplizierte Sachfragen gelöst werden, wenn nur wenige Fakten berücksichtigt werden. Eine vielfältigere Darstellungen in den Medien wird den Zeitungen und Zeitschriften helfen, das Vertrauen ihrer Leser zurückzugewinnen."

Im Unterschied zu anderen Rankings dieser Art basiert das Media Tenor Ökonomen-Ranking nicht auf einer computerunterstützten Analyse, sondern beruht auf Erhebungen von geschulten Codierern. Jeder Artikel wird von den Codierern gesichtet und gelesen und jedes Ökonomen-Zitat auf seine Tauglichkeit geprüft. Für das Ökonomen-Ranking ist die Frage ausschlaggebend, welche Meinungsäußerung schafft es in die Nachrichten der Medien. Daher codieren wir nicht nur direkte und indirekte Zitate der Ökonomen selbst, sondern wir erfassen auch Aussagen von Journalisten oder Dritten, die die Einschätzungen von Ökonomen thematisieren oder kritisieren.

Wir definieren Ökonomen als Experten, deren Expertise aus ihrer offiziellen Position erwachsen:

  • als Wissenschaftler von wirtschafts- und finanzwissenschaftlichen Fakultäten von Universitäten, Fachhochschulen, Management-Schulen, usw.
  • als Chefs oder Ökonomen von Wirtschaftsforschungsinstituten
  • als (leitende) Wissenschaftler von volkswirtschaftlichen oder betriebswirtschaftlichen Abteilungen von Unternehmen
  • als (leitende) Wissenschaftler von Behörden und öffentlicher Hand

Der Rahmen der Expertise betrifft volkswirtschaftliche Themen (VWL), betriebswirtschaftliche Themen (BWL) und wirtschaftspolitische Themen.

Insgesamt wurden von den Media Tenor-Analysten zwischen 1.September 2012 und 31. August 2013 in den Politik-, Wirtschafts- und Finanzteilen von 32 deutschen Meinungsführermedien alle 3.506 Zitate deutscher Ökonomen ausgewertet. Folgende Medien waren Grundlage der Auswertung:

Die Welt, FAZ, Süddeutsche, Fr. Rundschau, taz, Bild-Zeitung, ARD Tagesschau und Tagesthemen, ZDF Heute und Heute Journal, Bericht aus Berlin, Berlin direkt, Fakt, Frontal 21, Kontraste, Monitor, Panorama, Plusminus, Report (BR), Report (SWR), WISO, Die Zeit, Focus, Spiegel, FAZ Sonntagszeitung, Welt am Sonntag, Handelsblatt, Wirtschaftswoche, Capital, Manager Magazin sowie die 7-Uhr-Nachrichten des Deutschlandfunks. Das Qualitätsergebnis im Validitätstest (damit wird vierteljährlich die Übereinstimmung in der Analyse hinsichtlich der Zitate, Themen und Branchen usw. gemessen) lag bei 86,8%.

Für eine Kopie des Berichts oder um ein Interview mit Media Tenor zu planen, kontaktieren Sie bitte Roland Schatz, +41-79-2553636, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

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